Die 5 besten Strategien für deine Jobsuche bei inklusiven Arbeitgebern

Stellensuchende By Samuel, Founder Veröffentlicht am 12/12/2025

Du suchst nicht einfach nur einen Job. Du suchst einen Arbeitgeber, bei dem du sein kannst, wer du bist – ohne dich verstellen zu müssen, ohne Diskriminierung befürchten zu müssen, ohne das Gefühl, nicht dazuzugehören.

Die gute Nachricht: Es gibt Unternehmen, die Diversity und Inklusion ernst nehmen. Die schlechte Nachricht: Sie sind nicht immer leicht zu erkennen. Viele Firmen haben schöne Diversity-Statements auf ihrer Website – aber wie sieht die Realität aus?

Hier sind 5 konkrete Strategien, wie du Arbeitgeber findest, die Inklusion wirklich leben.


Bild: Canva.com

Strategie 1: Erkenne echte Inklusion am Bewerbungsprozess

Der Bewerbungsprozess ist der erste Lackmustest. Schon bevor du das erste Interview hast, kannst du viel über die Inklusionskultur eines Unternehmens lernen.

Worauf du achten solltest:

Stellenausschreibungen ohne diskriminierende Formulierungen

✅ Gut: "Wir suchen eine:n erfahrene:n Projektmanager:in"

❌ Red Flag: "Junges, dynamisches Team sucht Digital Native"

✅ Gut: "Sehr gute Deutschkenntnisse erforderlich"

❌ Red Flag: "Deutsch als Muttersprache"

✅ Gut: "3+ Jahre Erfahrung im Bereich X"

❌ Red Flag: "Frisch von der Uni" oder "Langjährige Erfahrung"

Inklusive Sprache und Bildsprache

  • Werden mehrere Geschlechter angesprochen? (m/w/d oder Gendern)
  • Zeigen die Bilder auf der Karriereseite echte Diversität?
  • Wird Flexibilität (Teilzeit, Home Office) explizit genannt?

Anonymisierter Bewerbungsprozess

Einige vorbildliche Arbeitgeber bieten:

  • Bewerbung ohne Foto
  • Keine Angabe von Alter/Geburtsdatum in der ersten Runde
  • Fokus auf Skills und Erfahrung statt Lebenslauf-Lücken

Accessibility im Bewerbungsprozess

  • Ist die Karriereseite barrierefrei?
  • Wird explizit erwähnt, dass Unterstützung im Bewerbungsprozess möglich ist?
  • Gibt es alternative Bewerbungsformate (Video, Portfolio statt Anschreiben)?

Was du tun kannst:

Teste den Bewerbungsprozess bewusst. Wenn du merkst, dass ein Unternehmen im Bewerbungsformular nach Dingen fragt, die diskriminierend sein könnten (Familienstand, Religion, sexuelle Orientierung) – das ist ein Red Flag.

Stelle Fragen. Im Vorstellungsgespräch darfst du fragen:

  • "Wie stellt ihr sicher, dass der Bewerbungsprozess fair ist?"
  • "Gibt es unconscious bias training für Hiring Manager?"
  • "Wie diverse ist das Team, in dem ich arbeiten würde?"


Strategie 2: Suche gezielt auf inklusiven Plattformen

Nicht alle Jobbörsen sind gleich. Es gibt Plattformen, die sich explizit auf inklusive Arbeitgeber spezialisiert haben – und dort ist die Chance auf einen diskriminierungsfreien Bewerbungsprozess deutlich höher.

Wo du suchen solltest:

Spezialisierte Job-Plattformen:

  • Including YOU! – Jobplattform für unterrepräsentierte Gruppen in der Schweiz (50+, LGBTIQ+, Eltern, Menschen mit Migrationshintergrund)
  • Capacity – Für hochqualifizierte Geflüchtete und Migrant:innen
  • myAbility – Für Menschen mit Behinderung
  • Powercoders – Für Geflüchtete im IT-Bereich

Vorteile dieser Plattformen:

✓ Arbeitgeber haben sich aktiv für Diversity entschieden

✓ Stellenausschreibungen sind auf Inklusion geprüft

✓ Oft gibt es Coaching und Vorbereitung

✓ Community und Netzwerk inklusive

Was du tun kannst:

Erstelle Profile auf mehreren Plattformen. Je mehr Sichtbarkeit, desto besser. Viele dieser Plattformen bieten auch:

  • CV-Reviews
  • Bewerbungstipps
  • Networking-Events
  • Direkten Kontakt zu Arbeitgebern

Nutze Filter gezielt. Suche nach:

  • Teilzeit-Optionen
  • Home Office-Möglichkeiten
  • Unternehmen mit Diversity-Zertifikaten
  • Branchen, die für Inklusion bekannt sind


Strategie 3: Recherchiere die Diversity-Kultur – über das Marketing hinaus

Jedes Unternehmen hat heute eine Diversity-Seite auf der Website. Aber wie findest du heraus, ob das nur Marketing ist oder gelebte Realität?

Konkrete Recherche-Schritte:

1. Prüfe das Leadership-Team

Gehe auf die "Über uns"-Seite und schaue dir das Management an:

  • Ist das Führungsteam divers? (Geschlecht, Alter, Hintergrund)
  • Gibt es eine:n Diversity Officer oder Chief Diversity Officer?
  • Wird Diversität auf Vorstandsebene repräsentiert?

Faustregel: Wenn alle C-Level-Positionen von weissen Männern Ü50 besetzt sind, ist Diversity vermutlich kein echtes Thema.

2. Suche nach konkreten Massnahmen

Echte Inklusion zeigt sich in Taten, nicht Worten. Suche nach:

  • Employee Resource Groups (ERGs) – Gibt es Gruppen für LGBTIQ+, Frauen, People of Color, Eltern?
  • Mentoring-Programme für unterrepräsentierte Gruppen
  • Diversity-Trainings für alle Mitarbeitenden
  • Flexible Arbeitsmodelle (Teilzeit, Job-Sharing, Sabbaticals)
  • Elternfreundliche Policies (Elternzeit, Kita-Zuschüsse)

3. Lies Bewertungen auf Kununu und Glassdoor

Suche gezielt nach:

  • "Diversity" oder "Inklusion" in den Reviews
  • Bewertungen von Mitarbeitenden aus unterrepräsentierten Gruppen
  • Beschwerden über Diskriminierung oder Mobbing
  • Wie das Unternehmen auf kritische Reviews reagiert

Achtung: Einzelne negative Reviews sagen wenig aus. Aber wenn sich ein Pattern zeigt ("Alte Männer-Kultur", "Mütter werden benachteiligt"), ist das ein Warnsignal.

4. Checke Awards und Zertifizierungen

  • Swiss Diversity Award – Auszeichnung für vorbildliche D&I-Massnahmen
  • Friendly Workspace – Label für LGBTIQ+-freundliche Arbeitgeber
  • Fair-ON-Pay+ – Lohngleichheits-Zertifizierung
  • Great Place to Work – Mitarbeitenden-Zufriedenheit

Diese Awards werden nicht einfach verteilt – Unternehmen müssen nachweisen, dass sie bestimmte Standards erfüllen.

Was du tun kannst:

Stelle im Interview gezielte Fragen:

  • "Könnt ihr mir konkrete Beispiele für Diversity-Massnahmen geben, die ihr in den letzten 12 Monaten umgesetzt habt?"
  • "Wie divers ist das Team, in dem ich arbeiten würde? Könnte ich mit jemandem aus dem Team sprechen?"
  • "Wie geht ihr mit Diskriminierung um, wenn sie passiert?"
  • "Gibt es Employee Resource Groups, und werden die vom Unternehmen unterstützt?"

Vorsicht vor vagen Antworten. Wenn die Antwort ist: "Wir schätzen Diversity sehr" ohne konkrete Beispiele – das ist kein gutes Zeichen.


Strategie 4: Nutze dein Netzwerk (und baue es gezielt aus)

Viele der besten Jobs werden nie öffentlich ausgeschrieben. Sie werden intern besetzt oder über Empfehlungen vergeben. Als Person aus einer unterrepräsentierten Gruppe kann das ein Nachteil sein – ODER ein Vorteil, wenn du das richtige Netzwerk aufbaust.

Wie du ein inklusives Netzwerk aufbaust:

1. LinkedIn strategisch nutzen

  • Folge Diversity-Influencern in deiner Branche
  • Tritt relevanten Gruppen bei: "Women in Tech Zurich", "LGBTIQ+ Professionals Switzerland", "Refugees in Tech"
  • Teile deine Story: Authentizität zieht die richtigen Arbeitgeber an
  • Kommentiere und vernetze dich mit Recruiter:innen, die für Diversity stehen

2. Gehe zu Diversity-Events

  • Networking-Events von Including YOU!, Capacity, myAbility
  • Fachkonferenzen mit Diversity-Track
  • Company Open Days bei inklusiven Arbeitgebern
  • Meetups für deine Community (z.B. Queer Professional Network)

3. Suche Mentor:innen

Mentor:innen, die selbst unterrepräsentiert sind oder sich für Inklusion einsetzen, können:

  • Dir realistische Einblicke in Unternehmen geben
  • Dich intern empfehlen
  • Dich auf Interviews vorbereiten
  • Dein Netzwerk erweitern

Wo du Mentor:innen findest:

  • Capacity's Mentoring-Programme
  • Professional Networks (z.B. Advance für Frauen in der Wissenschaft)
  • LinkedIn (direkte Anfragen mit klarem Anliegen)

4. Nutze Reverse Recruiting

Bei inklusiven Plattformen wie Including YOU! kommen Arbeitgeber auf DICH zu. Das funktioniert, wenn:

  • Dein Profil vollständig ist
  • Du deine Stärken klar kommunizierst
  • Du sichtbar bist (LinkedIn, Plattform-Profile)

Was du tun kannst:

Investiere 2 Stunden pro Woche in Networking. Das kann sein:

  • 1 LinkedIn-Post pro Woche
  • 3 neue Kontakte anschreiben
  • 1 Event pro Monat besuchen
  • 1 Kaffee mit jemandem aus deiner Wunsch-Branche

Qualität > Quantität. Lieber 10 echte Kontakte zu Menschen, die dich verstehen, als 500 LinkedIn-Connections, die du nie siehst.


Strategie 5: Bereite dich auf Interviews mit inklusiven Arbeitgebern vor

Du hast eine Einladung zum Interview – bei einem Arbeitgeber, der Inklusion ernst nimmt. Wie nutzt du das optimal?

Was inklusive Arbeitgeber von dir erwarten:

1. Authentizität

Inklusive Arbeitgeber wollen, dass du du selbst bist. Das heisst:

  • Du musst dich nicht verstellen
  • Du darfst Lücken im Lebenslauf erklären (Elternzeit, Flucht, Krankheit, Diskriminierung)
  • Du darfst über deine Erfahrungen sprechen

2. Klarheit über deine Bedürfnisse

Sei offen über das, was du brauchst:

  • Flexible Arbeitszeiten wegen Kinderbetreuung
  • Home Office wegen Mobilitätseinschränkung
  • Teilzeit wegen Carearbeit
  • Bestimmte Kommunikationsformen wegen Neurodivergenz

Das ist kein Nachteil – es ist ein Zeichen von Professionalität.

3. Fragen zu Inklusion sind erwünscht

Inklusive Arbeitgeber ERWARTEN, dass du Fragen stellst. Das zeigt:

  • Du nimmst Inklusion ernst
  • Du willst sicherstellen, dass es passt
  • Du bist informiert

Deine Fragen im Interview:

Über das Team:

  • "Wie divers ist das Team, in dem ich arbeiten würde?"
  • "Gibt es Mitarbeitende mit ähnlichem Hintergrund wie mir?"
  • "Könnte ich mit jemandem aus dem Team sprechen?"

Über die Kultur:

  • "Wie geht ihr mit Mikroaggressionen um?"
  • "Gibt es Diversity-Trainings für alle?"
  • "Wie werden Beförderungen entschieden?"

Über Support:

  • "Welche Unterstützung gibt es für [deine Gruppe]?"
  • "Gibt es Employee Resource Groups?"
  • "Wie flexibel sind Arbeitszeiten und -ort wirklich?"

Was du vermeiden solltest:

❌ Dich für deine Identität rechtfertigen

❌ Über Diskriminierung schweigen, wenn sie im Bewerbungsprozess passiert

❌ Unehrlich über deine Bedürfnisse sein (das rächt sich später)

Was du tun kannst:

Bereite dich vor wie für jedes andere Interview:

  • Recherchiere das Unternehmen
  • Kenne deine Stärken
  • Habe konkrete Beispiele parat
  • Stelle eigene Fragen

Aber zusätzlich:

  • Überlege dir, was du über deine Identität teilen willst (und was nicht)
  • Bereite Antworten auf mögliche Fragen vor (z.B. zu Lebenslauf-Lücken)
  • Notiere dir Fragen zu Inklusion, die dir wichtig sind


Deine Checkliste: Ist dieser Arbeitgeber wirklich inklusiv?

Nutze diese Checkliste bei deiner Jobsuche:

Stellenausschreibung & Bewerbungsprozess

☐ Inklusive Sprache (m/w/d, Gendern)

☐ Keine diskriminierenden Formulierungen ("jung", "Muttersprache")

☐ Flexible Arbeitsmodelle erwähnt

☐ Bewerbungsprozess transparent beschrieben

Unternehmens-Website

☐ Diverses Leadership-Team

☐ Konkrete Diversity-Massnahmen genannt (nicht nur Statements)

☐ Employee Resource Groups sichtbar

☐ Diverse Bildsprache auf Karriereseite

Recherche & Bewertungen

☐ Positive Bewertungen zu Diversity auf Kununu/Glassdoor

☐ Awards oder Zertifizierungen (Swiss Diversity Award, Fair-ON-Pay+)

☐ Keine Muster von Diskriminierung in Reviews

Interview

☐ Interviewer:innen sind selbst divers

☐ Offene, ehrliche Antworten auf deine Fragen

☐ Konkrete Beispiele für Inklusions-Massnahmen

☐ Du fühlst dich wohl und kannst authentisch sein

Faustregel: Wenn mindestens 12 von 16 Punkten zutreffen, ist das ein gutes Zeichen.


Was das für deine Jobsuche bedeutet

Inklusive Arbeitgeber zu finden ist kein Glück – es ist Strategie. Mit den richtigen Tools, der richtigen Recherche und dem richtigen Netzwerk erhöhst du deine Chancen enorm.

Die wichtigsten Takeaways:

  1. Erkenne Red Flags früh – schon in der Stellenausschreibung
  2. Nutze spezialisierte Plattformen – sie filtern vor
  3. Recherchiere gründlich – über Marketing-Statements hinaus
  4. Baue dein Netzwerk gezielt auf – die besten Jobs sind nicht öffentlich
  5. Sei authentisch im Interview – inklusive Arbeitgeber wollen das

Und vergiss nicht: Du suchst nicht irgendeinen Job. Du suchst einen Arbeitgeber, der zu DIR passt.



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